Female Empowerment und Female Transformers in Healthcare
Am 6. November 2023 wurden zum ersten Mal die Female Transformers in Healtcare in Berlin gekürt. Zusammen mit den Healthcare Frauen e.V. (HCF) zeichnete Health&Care Management (HCM) fünf Frauen aus, die einen wesentlichen Beitrag zur Transformation des Gesundheitswesen leisten.
Von HCM
In Zeiten der großen Herausforderungen der VUCA-Welt leisten Frauen in entscheidenden Positionen einen wertvollen Beitrag, die Gesundheitsversorgung und das Gesundheitssystem resilient und nachhaltig zu gestalten und damit die Gesellschaft zu verändern. Dabei kommt es auf Führungsstärke, Offenheit, Empathie, Kommunikations- und Dialogfähigkeit und Kooperationsbereitschaft an – es braucht Leaderinnen, die etwas bewegen.
Viele Initiativen bereits vorhanden
„Mit dem Female Transformers in Healthcare Award zeichnen die Healthcare Frauen und HCM zum ersten Mal Frauen aus, die mutig neue Wege gehen. Sie sind Ideengeberinnen für Innovationen, sie transformieren Prozesse – und sie ändern die Art und Weise der Zusammenarbeit. Diese Frauen und ihre Initiativen sichtbar zu machen, ihren Ideen zu verbreiten, ihren Projekten und Initiativen Raum zu geben, das ist uns eine Herzensangelegenheit“, kommentiert Cornelia Wanke, Vorständin der Healthcare Frauen. „Es gibt bereits viele Menschen, die offen Allianzen formen, neu denken, die neuen Aufgaben der VUCA-Welt annehmen, ohne das Skript zu kennen und Verantwortung übernehmen. Fünf davon haben wir am 6. November 2023 in Berlin mit dem Award Female Transformers in Healthcare ausgezeichnet“, sagt HCM-Chefredakteurin Bianca Flachenecker.
Wer hat die Gewinnerinnen ausgesucht und prämiert?
Die „Female Transformers“ hat eine Jury aus acht Mitgliedern ausgewählt. In einem objektiven Verfahren und mehreren Sitzungen sichtete und bewertete sie die 101 eingegangenen Bewerbungen:
- Prof. Dr. Clarissa Kurscheid, Präsidentin der EU|FH (Europäische Fachhochschule), Professur für Gesundheitsökonomie und Institutionenökonomie,
- Christine Vogler, Präsidentin des Deutschen Pflegerates e.V.,
- Dr. Pedram Emami, Präsident der Ärztekammer Hamburg,
- Prof. Dr. Sylvia Thun, Direktorin Core Unit eHealth und Interoperabilität am Berlin Institute of Health in der Charité (BIH),
- Dr. Markus Horneber, Vorstandsvorsitzender, Agaplesion gAG,
- Dr. Irmgard Stippler, Vorstandsvorsitzende AOK Bayern,
- Dr. Vanessa Conin-Ohnsorge, Geschäftsführerin IDV GmbH,
- Bianca Flachenecker, Chefredakteurin, Health&Care Management
Stippler und Kurscheid gaben auf der Verleihung Einblicke in die Arbeit in der Jury, die keine Mühen gescheut hat, sich wirklich ausführlich mit jeder einzelnen Bewerbung zu beschäftigen. So kam es, dass sich z.B. Kurscheid drei vollständige Wochenende für die Sichtung blockierte – geplant gewesen sei eines. Aber das sei es absolut wert gewesen, erklärt die Leiterin der EU|FH. Wie ihre Jury-Kollegin Stippler war auch sie schlichtweg begeistert, von den vielen Erfolgsprojekten der Bewerberinnen. „Es ging dabei nicht um Selbstpräsentation, es ging allen um die Sache, um den Beitrag für eine verbesserte Gesundheitsversorgung“, resümiert Kurscheid. Zustimmung kommt von Stippler: Die Preisträgerinnen haben neue Ideen in die Welt gesetzt, die einen echten Unterschied machen.“
Pflegedirektorin Bianka Grau macht Führung menschlicher
Den Award für Transforming Leadership gewann Bianka Grau. In ihrer Position als Pflegedirektorin an der Evangelischen Lungenklinik der Johannesstift Diakonie schaffte sie u.a. den Titel „Stationsschwester“ ab und führte die neue Position „Leitung Pflege- und Prozessmanagement“ mit einem erweiterten Aufgabengebiet ein. „Durch ihre ausgeprägte Menschlichkeit und ihren fokussierten Blick auf die individuellen Bedürfnisse der Menschen in ihrem Umfeld, hat Frau Grau eine Kultur des Verständnisses und der Wertschätzung geschaffen, die sich in den bemerkenswerten Erfolgen ihrer Einrichtung manifestiert“, ist sich Jury-Mitglied Vogler, die den Preis an Grau übergab, sicher. Die Auszeichnung zur Female Transformerin ist für Grau der Startpunkt lauter zu werden und mehr über ihre Erfolge zu berichten, denn die haben ohne Frage Leuchtturmcharakter.
Dr. Nora Herzog verknüpft Medizin und Technik
Den Preis in der Kategorie Transforming Cooperation erhielt Dr. Nora Herzog, die während ihres Studiums die Veranstaltungsreihe „Clinicum Digitale“ gründete, um Studierende der Medizin und technischer Fachrichtungen zu vernetzen und ihnen wertvolle Einblicke in den jeweils anderen Bereich zu ermöglichen. „Mit dieser internationalen Springschool bringt sie Ärztinnen und Ärzte nicht nur die Technik näher und sorgt auch dafür, dass die Medizinerinnen und Mediziner entsprechend ausgebildet werden – sie bringt auch technische Innovationen in die Medizin ein. Und so schafft sie beides: Translation und Transformation“, ist Laudator Alexander Stütz, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der AOK Baden-Württemberg, überzeugt. Als Premium-Partner des Awards möchte die Gesundheitskasse Innovationen und Frauennetzwerke unterstützen. (Mehr zu den Beweggründen der AOK BW im HCM-Interview mit Stütz). Für Herzog bietet die Auszeichnung die Möglichkeit ihr bereits großes Netzwerk im medizinisch-technischen Bereich mit einem neuen, wertvollen Kreis an Personen zu erweitern.
Dr. Estefanía Lang revolutioniert die hautärztliche Versorgung
Die Kategorie Transforming Processes wurde an zwei Frauen verliehen. Eine der beiden Preisträgerinnen ist Dr. Estefanía Lang. Sie revolutionierte den Gang in die Hautarztpraxis. Mit ihrem Unternehmen Dermanostic hat die Dermatologin eine Online-Hautarztpraxis gegründet, die es Patientinnen und Patienten ermöglicht, sich durch selbst aufgenommene Fotos und das Ausfüllen eines Anamnesebogens von zu Hause behandeln zu lassen. Jury-Mitglied Conin-Ohnsorge, die den Award übergab, sprach in ihrer Laudatio davon, dass Lang durch ihre Arbeit und ihre Innovationen das Arzt-Patienten-Verhältnis auf eine neue Ebene gehoben hat: „Frau Dr. Lang legt gleichsam die Macht der Information in die Hände der Patienten. Sie gibt Patienten die Möglichkeit, aktiv an ihrer Gesundheit mitzuarbeiten. Das ist ein wertvoller Beitrag zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung insgesamt.“ Der Female Transformers in Healtcare Award gibt Lang nun die Möglichkeit, noch mehr Impact für eine verbesserte digitale Gesundheitsversorgung zu erzielen. Die Auszeichnung sei ein Booster für eine leicht zugängliche Hautarztversorgung für alle.
Dr. Viyan Sido praktiziert Gendermedizin
Die zweite Gewinnerin der Kategorie Transforming Processes ist Herzchirurgin Dr. Viyan Sido. Sie implementierte eine geschlechtsspezifische Ambulanz mit einer speziellen Frauensprechstunde, um den Krankheitsverlauf von Frauen und Männern unterschiedlich zu betrachten und so Präventionsmaßnahmen zu stärken und gleichzeitig individuelle medizinische Probleme zu lösen und zu behandeln. „Frau Dr. Sido nimmt sich viel Zeit für ausführliche Gespräche mit ihren Patientinnen und legt auch ein besonderes Augenmerk auf psychologische Auswirkungen von Krankheiten. (…) Damit hat sie ihre Auffassung einer ganzheitlichen und geschlechtsspezifischen Medizin in die Realität umgesetzt“, erzählt Jury-Mitglied Emami in seiner Laudatio. Sido ist begeistert, dass ihr Projekt durch den Award weitere Anerkennung erfährt. Das bestätige die Relevanz ihrer Bemühungen und ermutige sie weiterzumachen.
Andrea Krull unterstützt Frauen mit Eierstockkrebs
Die Sonderkategorie Ehrenamt gewann Andrea Krull. Sie gründete den Verein Gynäkologische Krebserkrankungen Deutschland e.V. (ehemals Verein Eierstockkrebs Deutschland e.V.), den sie bis heute ehrenamtlich als erste Vorsitzende leitet. Ihre Mission ist es, Frauen mit der erschütternden Diagnose Eierstockkrebs zu unterstützen und dort abzuholen, wo es das Gesundheitssystem nicht leistet. Der Verein unterstützt die Frauen mit fundierten Informationen, Selbsthilfegruppen und begleitet auch bei der Behandlung und Therapieentscheidung. „Vor zehn Jahren erhielt Frau Krull die Diagnose Eierstockkrebs. Doch statt sich von Angst und Verzweiflung überwältigen zu lassen, fasste sie den Entschluss, aktiv zu werden und eine Bewegung ins Leben zu rufen, die das Leben von Tausenden von Frauen positiv beeinflusst hat“, erzählt Jury-Mitglied Horneber in seiner Rede. Deswegen sei er stolz Krull eine weitere Anerkennung für ihre ehrenamtliche Arbeit übergeben zu können. Die Preisträgerin selbst freut sich mit dem Gewinn ein weiteres großes Frauennetzwerk auf ihren Verein aufmerksam gemacht zu haben. Ihre Hoffnung: Menschen finden, die ihr und ihrem Verein helfen, das Thema Eierstockkrebs weiter in die Öffentlichkeit zu tragen.
Dank an die Sponsoring-Partner
HCM und HCF bedanken sich herzlich für die Unterstützung durch die Sponsoring-Partner des ersten Female-Transformers-in-Healthcare-Award 2023:
- Premium-Partner: AOK Baden-Württemberg
- Supporting-Partner: Relias
- Event-Partner: Entscheiderfabrik und KPMG
„Ohne die Unterstützung unserer Partner, wäre dieser Abend und die Verleihung in dieser Form nicht möglich gewesen – vielen herzlichen Dank. Wir leisten damit gemeinsam einen wertvollen Beitrag für ein gerechteres Gesundheitswesen“, erklärte Award-Initiatorin Flachenecker.
Weitere Hintergrundinformationen zum Award Female Transformers in Healthcare: https://hcm-academy.holzmann-medien-events.de/award/
Auch 2024 sollen wieder Female Transformers in Healthcare gesucht werden. Weitere Infos dazu gibt es in Kürze bei HCM und HCF.
image Female Transformers in Healthcare 2023
Einzelne Video-Statements der Gewinnerinnen, der Initiatorinnen, der Jury und der Sponsoring-Partner gibt es auf dem YouTube-Kanal von HCM in folgender Playlist.
So entstand der Award
Die Entstehungsgeschichte des Awards begann im Sommer 2018, als Flachenecker in Frankfurt zu Gast war bei den women in healthcare, ein Business-Frauen-Netzwerk. Als Journalistin stets auf der Suche nach den Themen der Branche, begleitete sie die Female-Empowerment-Bewegung in der Gesundheitswirtschaft mehrere Jahre proaktiv.
In ihrer Rolle als Chefredaktion von HCM, trieb sie schließlich das Thema im medialen Umfeld der Gesundheitswirtschaft weiter voran. „Dabei habe ich immer wieder feststellen müssen, dass auf den tradierten Branchenkongressen, in der breiten Diskussion sowie in den Top-Führungsebenen der Healthcare-Einrichtungen immer noch zu wenig Sichtbarkeit und Bewusstsein für die bedeutende Rolle von Frauen und ihren Projekten stattfindet“, sagt Flachenecker. Es fehlte ihr an Parität.
Sie war auf der Suche nach einem Instrument, dass jenseits von Interviews, Recherchen und Artikeln für noch mehr Sichtbarkeit sorgen konnte: Ein Award für Frauen in der Gesundheitswirtschaft. Unterstützung fand sie bei Sevilay Hüsman-Koecke, Direktorin KPMG, eine der Initiatorinnen der women in healthcare. Sie war es, die die Idee nicht nur teilte, sondern auch mit vorantrieb und schließlich die Vernetzung zu den Healthcare Frauen herstellte.
Von der ersten Idee 2020 bis zur Ausschreibung im Frühjahr 2023 entwickelte Flachenecker gemeinsam mit Jutta Kristen, Vorstandsvorsitzende der Healthcare Frauen, und Wanke (Vorständin der Healthcare Frauen), dann das Award-Konzept kontinuierlich weiter. „In regelmäßigen Teams-Meeting am Miro-Board haben wir Co-Creation Realität werden lassen“, berichtet Wanke. Mit Erfolg – der sich bei der feierlichen Award-Verleihung offenbarte. „Mit dem Award leisten wir einen ganz entscheidenden Beitrag für ein gerechteres Gesundheitssystem“, davon ist Flachenecker überzeugt.
Die Herbsttagung der Healthcare Frauen
Im Vorfeld der Award-Verleihung fand die Herbsttagung der Healthcare Frauen statt. Auf der Agenda standen in drei verschiedenen Panels:
- wie interprofessionelle Zusammenarbeit und Digitalisierung die Versorgung verändert,
- die längst überfällige Transformation in der Versorgung durch Gendermedizin,
- wie Frauen die Digital Health Szene verändern.
Einen ausführlichen Nachbericht zur Herbsttagung von HCF gibt es im Newsletter nächste Woche.